Automatisierte Prozesse und die Digitalisierung erleichtern heute in vielen Bereichen das tägliche Leben. Seit einigen Jahren haben sie auch in die Beleuchtungskonzepte privater und gewerblicher Räumlichkeiten Einzug gehalten. Ein intelligentes Lichtmanagement steuert automatisiert die Beleuchtung innerhalb und außerhalb von Gebäuden und reguliert deren Aktivierung, Intensität sowie Farb- und Temperaturparameter. Die computergestützte Lichtsteuerung unterstützt das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Menschen, kreiert oder verstärkt Stimmungen und trägt nicht zuletzt entscheidend zu einer umweltbewussten und ökonomischen Lichtnutzung bei. Moderne, digitale Steuerungssysteme können mehr als den klassischen Lichtschalter zu ersetzen: Sie sind individuelle Energiespar-Assistenten.
Herkömmliche vs. digitale Lichtsteuerungssysteme – bis zu 80 Prozent Kosteneinsparung möglich?
Bereits seit einiger Zeit werden am Markt verschiedene Möglichkeiten zur individuellen Anpassung der Lichtverhältnisse angeboten. Analoge Lichtsteuerungen erlauben zum Beispiel über einen Fußschalter oder ein Touchpad das manuelle Dimmen von Glühlampen und Halogenleuchten, elektronische Vorschaltgeräte regeln den Betrieb von Leuchtstoffröhren. Noch autonomer agieren Bewegungsmelder, die das Licht abhängig von der Anwesenheit einer Person automatisch ein- und ausschalten. Sie aktivieren die Beleuchtung im Innen- und Außenbereich nur bei Bedarf und sparen damit besonders viel Energie.
Moderne digitalisierte Lichtsteuerungssysteme arbeiten dagegen als komplexes System aufeinander abgestimmter Komponenten. Ihr Ziel ist es, die passende Beleuchtung für jede Lebenssituation automatisch zur Verfügung zu stellen – ohne dass der Nutzer aktiv eingreifen muss. Ein Beispiel für moderne Vernetzung in der Lichtsteuerung bildet DALI (Digital Adressable Lighting Interface), ein automatisiertes Protokoll für computergesteuerte Beleuchtung. Es erlaubt die Programmierung verschiedener Lichtszenarien für einzelne Räume, wie einem intensiveren Lichtangebot im Arbeitszimmer oder einer stimmungsvollen Kerzenlichtatmosphäre beim Abendessen. Ebenfalls computerbasiert, aber darüber hinaus auch mit der häuslichen Infrastruktur wie Heizung, Lüftung und Alarmanlage verknüpft ist das System BUS. Spezielle Sensoren zur Messung des Tageslichts sorgen dafür, dass die vorhandene Menge natürlichen Lichts optimal ausgenutzt und nur bei Notwendigkeit auf künstliche Beleuchtung zurückgegriffen wird. Durch die gezielte Anpassung der Lichtverhältnisse an den tatsächlichen Bedarf sparen energieeffiziente Steuerungen bis zu 80 Prozent der Energiekosten klassischer Systeme ein. Je älter die bisherige Beleuchtungsanlage ist und je intensiver sie täglich genutzt wird, desto höher ist das Einsparpotenzial bei einer Umrüstung.
Intelligente Beleuchtungsplanung
Bei der Sanierung oder Neugestaltung der Beleuchtung empfiehlt es sich, vor Beginn ein durchdachtes Konzept zu erstellen. Wird der Lichtbedarf einzelner Wohn- und Arbeitsbereiche genau erfasst, kann durch optimierte Ausleuchtung oft schon die Anzahl der Lampen reduziert und allein dadurch Energie gespart werden. Die oberste Maxime ist eine gute Balance zwischen Energieeffizienz und Lichtqualität, welche laut aktueller Studien am besten durch eine möglichst hohe Automatisierung erzielt wird. Intelligente Lichtmanagementsysteme ermöglichen eine wesentlich effizientere Nutzung der Ressourcen als es manuelle, intuitive Steuerungen vermögen.
Zweckgebundene Räume wie das Arbeitszimmer, der Keller oder die Heimwerkstatt benötigen eine gleichmäßige, helle Beleuchtung. Werden Räume zu mehreren Zwecken genutzt, sollte auch die Ausleuchtung flexibel anpassbar sein. Ein Wohnzimmer kann zugleich gemütlicher Rückzugsort, Arbeitsplatz, Spielfläche und Heimkino darstellen, wobei stets andere Lichtverhältnisse benötigt werden. Mit einem modernen Lichtkonzept werden die technischen Voraussetzungen geschaffen, um Wohnräume in ihren verschiedenen Funktionen optimal auszuleuchten. Dabei werden Grundriss, Möblierung und Stromanschlüsse berücksichtigt und anhand dessen die Leuchtmittel mit angepasster Lichtstärke, Dimmbarkeit und Energieverbrauch ausgewählt.
Auch in Büros ist es wichtig, den Nutzungskomfort im Blick zu behalten und beispielsweise älteren Arbeitnehmern, Nachtschichtarbeitern und Arbeitsplätzen mit geringem Tageslichtangebot genügend Lichtstärke zur Verfügung zu stellen.
Natürliches Tageslicht in Büro und Arbeitszimmer nachempfinden
Die Bedeutung natürlicher Lichtverhältnisse für den menschlichen Organismus geht nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über den bloßen Sehsinn hinaus. Vielmehr ist Licht umfassend biologisch wirksam und beeinflusst zahlreiche Prozesse im Körper. Seit Anbeginn der Menschheit bestimmt der Verlauf des Tageslichts deren Biorhythmus und hat großen Einfluss auf das Müdigkeitsempfinden. Verantwortlich für diese “innere Uhr” sind bestimmte Zellen in der menschlichen Netzhaut, die anhand der Lichtstärke eine zeitliche Orientierung schaffen. Das künstliche Licht in geschlossenen Räumen bringt diese natürliche Einordnung jedoch durcheinander und führt im schlimmsten Fall zu Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen.
Besonders wichtig ist eine angepasste, konzentrationsfördernde Beleuchtung an Arbeitsplätzen im Büro oder am heimischen Schreibtisch. Zu schwaches Licht macht müde, eine zu grelle Beleuchtung begünstigt Kopfschmerzen und Augenprobleme. Punktuelle “Lichtduschen” vor einer Tageslichtlampe steigern zwar gerade in der dunklen Jahreszeit das Wohlbefinden, schaffen aber nur kurzfristig Abhilfe. Für eine ganztägig hohe Produktivität ist eine umfassendere Lösung notwendig. Das Konzept des “Human Centric Lighting” (HCL) stellt deshalb den Menschen in den Fokus des Lichtsteuerungssystems. Es simuliert die Variabilität des natürlichen Tageslichts, das je nach Tages- und Jahreszeit in seiner Intensität, Flächigkeit, Farbtemperatur und Richtung dynamisch schwankt. In einem ganzheitlichen Ansatz berücksichtigt das HCL die Auswirkungen dieser Dynamik auf die menschlichen Emotionen, Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Grundlage dieser Nachahmung der Natur ist ein intelligentes Lichtmanagementsystem, das den Anteil an Tageslicht misst und ihm bedarfsgerecht künstliche Lichtquellen zuschaltet. Diese variiert es automatisch in ihrer Stärke und Farbtemperatur nach dem natürlichen Vorbild. Alle beteiligten Lampen lassen sich einzeln und stufenlos einbinden, sodass der Mensch die Veränderungen nicht bewusst registriert. Diese tageszeitsynchronen Systeme benötigen zwar etwas mehr Energie als rein präsenzbasierte Schaltungen, sind jedoch immer noch effizienter als nicht automatisierte Beleuchtungslösungen. Ihr entscheidender Vorteil ist die höhere Lichtqualität.
Einfache Maßnahmen in der eigenen Wohnung
Der erste Schritt zu einem effizienteren Beleuchtungssystem ist die Umrüstung auf LED-Leuchtmittel. Sie verbrauchen nur einen Bruchteil der Energie herkömmlicher Glühlampen und haben eine vielfach höhere Lebensdauer. Um noch mehr Energie zu sparen, ist eine Installation von Bewegungs- und Präsenzmeldern sinnvoll. Sie kommen besonders in Eingangsbereichen, Fluren und Durchgangsräumen zum Einsatz und schalten die Beleuchtung selbstständig ein oder aus, sobald jemand das Zimmer betritt beziehungsweise verlässt. Neben dem gesenkten Stromverbrauch wird auch der Komfort der Bewohner sowie deren Sicherheit erhöht, denn ein unsicheres Tasten im Dunkeln nach dem Lichtschalter und etwaige Stolpergefahren entfallen.
In Wohn- und Freizeiträumlichkeiten bieten sich Zeitschaltuhren an. Sie machen die Lichtnutzung nicht nur von der Tageszeit, sondern auch vom Verlauf der Sonne abhängig und können neben der Beleuchtung auch die Öffnung der Jalousien regulieren. In Außenbereichen kann das Licht auf Terrasse und Zugangswegen abends automatisch aktiviert werden – auf Wunsch auch, wenn die Besitzer nicht zuhause sind und Diebe abschrecken wollen. Noch genauer sind Helligkeitssensoren, welche die Wetterverhältnisse und das Tageslicht berücksichtigen. Außenleuchten für Balkon- und Terrasse werden für eine sparsame, bedarfsgerechte Nutzung als Solarmodelle oder mit Funkfernbedienungen angeboten. Die umfassendste Möglichkeit eines energiesparenden Lichtmanagements ist die zentrale Steuerung aller Leuchten im Haus, wofür allerdings eine gut vernetzte Elektroinstallation notwendig ist.
Förderprogramme für Beleuchtungskonzepte
Die Bereitschaft zur Umrüstung auf ein energiesparendes, intelligentes Beleuchtungssystem wird auch vom Gesetzgeber gefördert. Mittelständische Gewerbetreibende können bei einer Sanierung ihrer veralteten Beleuchtungsanlagen vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen Zuschuss von bis zu 30 Prozent, maximal 100.000 Euro, ihres Investitionsvolumens (netto) beantragen. Dabei gibt es zwei Vorgehensweisen. Variante eins zielt auf umfassende energetische Sanierungen des gesamten technischen Systems ab 30.000 Euro, dem ein Energiesparkonzept zugrunde liegt. Zu dessen Erstellung muss ein KfW-zertifizierter Gutachter beauftragt werden, der die mögliche Optimierung einschätzt. Die Kosten dafür werden bis zu 80 Prozent von der KfW getragen. Die zweite Variante fördert einzelne Maßnahmen zur Umrüstung auf LED-Leuchten im Wert von unter 30.000 Euro. Hierfür muss keine Energieberatung in Anspruch genommen werden. Diese Beratung bildet jedoch eine wichtige Förderleistung der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Im Rahmen des Programms “Energieberatung Mittelstand” werden die Kosten für die Initialberatung durch einen KfW-zugelassenen Berater zu 80 Prozent (maximal 1280 Euro) übernommen, die Detailberatung mit 60 Prozent (maximal 4800 Euro) bezuschusst. Außerdem können Mittelständler und Freiberufler für die Umsetzung der energiesparenden Beleuchtungsanlagen zinsgünstige Kredite des KfW-Energieeffizienzprogramms in Anspruch nehmen, die bis zu 25 Millionen Euro bei Laufzeiten bis zu 20 Jahren mit Tilgungsfreijahren gewähren.
Förderprogramme der Bundesregierung
Detailinfos zum Thema: https://www.licht.de/fileadmin/Publikationen_Downloads/1403_lw09_Sanierung_web.pdf